Der Tunnel – ein Gerät mit vielen Gefahren – Teil II

Beitrag von Nina LohmeyerNach dem Schreiben des ersten Teils habe ich mich gefragt, warum dem Tunnel eigentlich so wenig Beachtung geschenkt wird. Wie kann es sein, dass neben dem Safety Reifen und den teuren gummierten Kontaktzonengeräten Tunnel in einer Art und Weise liegen, dass es für den Hund lebensgefährlich ist?
Das Gefahrenpotential bei anderen Geräten dürfte nicht unbekannt sein: Man kann sich unendlich viele Videos und Fotos anschauen von Hunden, welche im Reifen hängenbleiben oder von rutschigen Zonen stürzen; der ein oder andere hat es vielleicht sogar schon live miterlebt, was jedoch im Tunnel passiert bleibt unseren Augen vorenthalten.
Ich behaupte, dass es auf jedem Turnier, in jedem Training mindestens einen (sehr wahrscheinlich aber weitaus mehr) Hund gibt, welcher im Tunnel stürzt, ausrutscht, sich staucht oder sogar überschlägt. Das Einzige, was man davon aber meistens nur mitbekommt ist, dass der Hund eventuell etwas länger braucht bis er aus dem Tunnel wieder herauskommt.
Oft ist der Hund in so einer hohen Trieblage, dass er den Schmerz nicht merkt. Nur selten (zum Glück) waren Unfälle so schlimm, dass der Hund nach dem Tunnel offensichtlich Schmerzen zeigt – dennoch kann der Hund Prellungen, Zerrungen oder dergleichen erlitten haben. Wir haben aber von alledem kein Bild vor Augen, keinen Schreckensmoment, welcher uns im Gedächtnis bleibt.
„Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß“, das wird wahrscheinlich der Grund für soviel Unachtsamkeit beim Tunnel sein.

Lange Rede, kurzer, aber sehr wichtiger Sinn; Augen auf beim Tunnellauf!

Damit wir so gut wie möglich aufpassen und den Tunnel so sicher wie möglich gestalten können, möchte ich euch nun weitere Gefahren aufzeigen, die es zu vermeiden gilt.


Gefahren beim Tunnel

1. Tunnel unter Kontaktzonengeräten

Bei den Richtern sehr beliebt: Tunnel unter oder neben der A-Wand und dem Laufsteg.

In diesem Fall ist noch alles in Ordnung, würde der Tunnel noch etwas dichter an dem Ständer des Steges liegen, könnte es für den einen oder anderen Hund schon gefährlich werden.

In diesem Fall ist noch alles in Ordnung, würde der Tunnel noch etwas dichter an dem Ständer des Steges liegen, könnte es für den einen oder anderen Hund schon gefährlich werden.

Hierbei geht es mir nicht darum, dass der Hund von dem Gerät auf den Tunnel fallen könnte (auch wenn dies sicherlich richtig ist, doch wir würden so an einen Punkt kommen, an dem so

ziemlich alles im Agility risikobehaftet ist. Zudem bin ich selbst schon mehrfach auf den Tunnel gefallen und er gibt doch ganz gut nach 😉 ).

Nein, mir geht es darum, dass der Tunnel durch den Stegauf- und -abgang, den Stegständern oder der A – Wandkette stark eingeschnitten wird (gleiches Prinzip wie mit den im ersten Teil beschriebenen Tunnelhalterungen) oder an der Außenwand nicht nachgeben kann, weil diese z.b. direkt am Stegständer liegt.

 

2. Der S-Tunnel:

Zwar mittlerweile verboten, aber dennoch auf dem einen oder anderen Turnier zu sehen ist der S-Tunnel. Wie das Wort schon sagt, liegt der Tunnel hierbei in einem S. Dies bedeutet, dass es zwei Kurven in entgegengesetzter Richtung gibt.

Läuft der Hund mit vollem Tempo in den Tunnel hinein, wird er durch die Fliehkräfte an die Außenwand gedrückt und läuft somit nicht mehr auf dem Boden.

Nun biegt sich der Tunnel beim S abrupt in die andere Richung und aus der Außenwand wird plötzlich die Innenwand, der Hund wird sich kaum halten können und sehr wahrscheinlich überschlagen und gegen die neue Außenwand der zweiten Kurve prallen.

Von außen betrachtet ist so ein S-Tunnel ein harmloser Anblick, was im Inneren passiert, kann dafür aber umso erschreckender sein!

Solltet ihr auf einem Turnier einen S-Tunnel liegen sehen, sprecht den Richter unbedingt darauf an! Sollte er fälschlicherweise nicht auf eure Warnung eingehen, so solltet ihr einen großen Bogen um den Tunnel machen.

 

3. Der „V“-Tunnel

Eigentlich sollte kein Tunnel absichtlich in V-Form gelegt werden und zumindest ich habe das noch nicht gesehen. Es kann jedoch vorkommen, dass sich ein U-Tunnel nach und nach immer mehr verschiebt. Gerade wenn in der Mitte nur eine Tunnelhalterung vorhanden ist, also insgesamt drei Halterungen, und schon einige große Hunde mit hohem Tempo durch den Tunnel gelaufen sind, sollten Parcourshelfer, Trainer und Richter darauf achten, dass das Gerät in seiner ursprünglichen Form bleibt.

Auch ein V kann von einem Hund mit hohem Tempo nicht gefahrlos durchquert werden, der Hund läuft regelrecht gegen eine Wand.

 

4. Tunnel an Wänden, Pfeilern etc.

Schon häufig habe ich (vor allem im Trainingsbetrieb) erlebt, wie in Indoorhallen an Tunnelhalterungen gespart wird und die Tunnel gut gemeint, aber absichtlich in Ecken zwischen Wänden, gegen Pfeiler oder draußen gegen Bäume gelegt werden, damit sie nicht nach hinten verrutschen.  Das Schlimmste, was ich mal gesehen habe, war ein Tunnel, welcher mit der Außenwand um die Ecke eines Pfeilers gelegt wurde, so dass der Pfeiler also regelrecht in den Tunnel hineinragte.

Wenn Tunnel mit der Außenwand an harte Gegenstände gelehnt werden, könnte man seinen Hund genauso gut direkt dagegen laufen lassen. Der Hund kann das dahinter liegende/stehende Hindernis nicht einschätzen und wird dadurch in Gefahr gebracht!

 

5. Nasse Tunnel

Tunnel bei Regen mit extra griffiger Lauffläche. Die schwarze Lauffläche dürfte allerdings noch etwas weiter außen liegen, da wo der Hund auch wirklich läuft.

Tunnel bei Regen mit extra griffiger Lauffläche. Die schwarze Lauffläche dürfte allerdings noch etwas weiter außen liegen, da wo der Hund auch wirklich läuft.

Es gibt mittlerweile extrem viele Tunnelhersteller, so dass sich auch die Materialien deutlich unterscheiden können. Gerade die glänzend bunten Tunnel sind von innen oft sehr rutschig. DieTunnel,die eher etwas matt wirken, sind häufig etwas „angerauter“ . Zusätzlich gibt es noch Tunnel mit extra griffiger Lauffläche!

Gerade bei Regen oder nassem Gras in Kombination mit den Tunneln, welche von innen sehr glatt sind, kommt es regelmäßig zu Überschlägen. Deswegen: Investiert hier lieber ein paar Euro mehr für die Sicherheit eures Hundes.

 

6. Gar keine Tunnelhalterungen

Ok, eigentlich sollte man denken, dass das nun wirklich nicht thematisiert werden müsste, doch aus gegebenem Anlass und wegen einer Menge existierender Videos: Ein Tunnel sollte NICHT ohne Tunnelhalterungen, genutzt werden, schon gar nicht in der U-Form!

Ganz ehrlich, die Leichtsinnigkeit und Dummheit mancher Hundeführer scheint grenzenlos…


 

Wie ihr seht, gibt es eine ganze Reihe Gefahren bei diesem so harmlos wirkenden Gerät.

Nicht der Tunnel an sich, aber der Umgang mit ihm macht ihn aus meiner Sicht zu einem der gefährlichsten Geräte im Agility! So schön diese Sportart ist und so leidenschaftlich wir sie betreiben: Die Sicherheit und Gesundheit der Hunde sollte immer an oberster Stelle stehen!

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht und in diesem Fall wird unser Hund bestraft….

Beitrag von Nina Lohmeyer

Kommentare